Donnerstag, 31. Mai 2012

Island mit Kindern

In der DIAK-Radio-Sendung vom 17. November 2011 moderierte ich nicht, sondern war bei Wolfgang Wegner "Gast im Studio" zum Thema Island.

Im folgenden Ausschnitt erzählte ich ein bisschen über "Das Island-Reisebuch für Kinder".





Gabriele Schneider: Das Island-Reisebuch für Kinder
Borsdorf: 2011, ISBN 978-3-86468-062-5, € 12,90
(Signierte Exemplare -zuzügl. Porto- bei der Autorin)

Schafe für die Ohren

In der DIAK-Radio-Sendung vom 17. November 2011 moderierte ich nicht, sondern war bei Wolfgang Wegner "Gast im Studio" zum Thema Island.

Im folgenden Ausschnitt erzählte ich ein bisschen vom Inhalt meines Islandkrimis "Schafe im Nebel" und las eine Passage daraus vor.





Gabriele Schneider: Schafe im Nebel, Borsdorf: 2011, ISBN 978-3-943048-13-1, € 12,90
(Signierte Exemplare -zuzügl. Porto- bei der Autorin)

Sonntag, 27. Mai 2012

Bach-Blüte

Orgel in der ev. Kirche in Siegelsbach
Neulich beim Orgelkonzert mit Werken von Johann Sebastian Bach.

Am Schluss, wir stehen gerade auf, um zu gehen, fragt mich meine mir unbekannte Sitznachbarin:
„Und, wie hat es Ihnen gefallen?“


Ich antworte:
„Ich bin großer Orgel- und großer Bach-Fan. Die Kombination aus Orgel und Bach ist da natürlich ganz nach meinem Geschmack.“


Die Dame bleibt lächelnd neben mir stehen, ganz so, als erwarte sie eine ausführlichere Antwort.


Also erzähle ich:
„Wissen Sie, wenn ich nachts mit dem Auto nach Hause fahre, und es ist ganz dunkel draußen, dann lege ich Bach-Orgelkonzerte ein und drehe das Radio ganz laut auf – so gut gefällt mir die Musik.“


Sie schweigt kurz, dann schaut sie mich milde an, legt mir eine Hand auf den Arm, nickt mehrmals mit dem Kopf und sagt dann beruhigend:
„Das macht nichts, das ist nicht so schlimm.“



Freitag, 25. Mai 2012

Pfingsten - schnell erklärt

Der Pfingsttag kennt keinen Abend,
denn seine Sonne, die Liebe, geht nie unter.
(Theodor Fontane)


Wie war das noch mal mit Pfingsten?



Vor ein paar Jahren machte ich für eine Zeitung zwei Straßenumfragen zu genau dieser Frage.



Da war die Dame, die offen zugab: „Warum wir Pfingsten feiern, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht so richtig. Pfingsten ist bestimmt ein Feiertag mit religiösem Hintergrund. Ostern ist mir da eher geläufig, aber Pfingsten, da bin ich mir wirklich nicht sicher.“



Eine andere zeigte sich wissbegierig, aber sehr hilfreich war die Antwort trotzdem nicht: „Ich habe neulich extra noch im Internet nachgelesen, was es mit Pfingsten auf sich hat, ich habe es also gewusst, aber wieder vergessen. Auch vor Ostern habe ich recherchiert, warum genau wir Ostern feiern.“



Dieser Herr wusste hingegen Bescheid: „Das Pfingstfest feiern wir 50 Tage nach Ostern, genauer gesagt die Ausschüttung des Heiligen Geistes.“ Und auch sie lag richtig: „Die Feuerzungen, nicht wahr? Ja, Pfingsten feiern wir 50 Tage nach Ostern, da ist der Heilige Geist über die Jünger Jesu ausgeschüttet worden.“


Auch eine Art Kreuz. Hafen von Húsavík, Januar 2012.


Pfingsten ist eines der wichtigsten Feste im christlichen Kirchenjahr und in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag.


Das Wort Pfingsten kommt aus dem Griechischen (pentekoste) und bedeutet „der 50.“, weil wir Ostern am 50. Tag des Osterfestkreises, also 49 Tage nach dem Ostersonntag feiern. Pfingsten markiert das Ende der Osterzeit.

Hier die Geschichte in Kürze:
Jesu Jünger trafen sich am 50. Tag nach dem Ostersonntag, dem jüdischen Festtag Schawuot, in Jerusalem.

Dann brauste es plötzlich vom Himmel herab. „Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist.“ (Zitat Apostelgeschichte)

Jetzt konnten die Jünger auf einmal in allen möglichen Sprachen sprechen – mit jedem Menschen in dessen Muttersprache, und diese auch verstehen. Die Jünger konnten nun allen von Jesus erzählen. Das wird das „Pfingstwunder“ genannt.

Die Leute waren ratlos. Doch Petrus erklärte ihnen, dies alles bedeute nichts Geringeres, als dass die Verheißung von Jesu Auferstehung sich erfüllt habe. Da wollten die Menschen wissen, was sie tun sollten, und Petrus sagte, sie sollten Buße tun und sich taufen lassen, dann würden auch sie den Heiligen Geist empfangen. 3.000 Menschen folgen seinem Aufruf sofort.

Diese "Massentaufe" gilt deshalb auch als die Geburtsstunde der christlichen Gemeinde.


Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen; es grünten und blühten
Feld und Wald. Auf Hügeln und Höhn, in Büschen und Hecken
übten ein fröhliches Lied die neuermunterten Vögel.
Jede Wiese sprosste von Blumen in duftenden Gründen,
festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde.
(Johann Wolfgang von Goethe)


Wenn sich der Himmel grau bezieht,
mich stört's nicht im geringsten.
Wer meine weiße Hose sieht,
der merkt doch: Es ist Pfingsten.
(Joachim Ringelnatz)


"Bolle reiste jüngst zu Pfingsten", auch dieses Lied gehört ja irgendwie dazu... Sie hören es hier.


Hier für alle, die die Pfingstgeschichte zwar gern ganz lesen möchten, aber gerade keine Bibel zur Hand haben, der Ausschnitt aus der Apostelgeschichte (2, 1 - 41) von Lukas  aus der Lutherbibel von 1984:

"Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an „einem“ Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden. Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein. Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, liebe Männer, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, und lasst meine Worte zu euren Ohren eingehen! Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage; sondern das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist: „Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe der große Tag der Offenbarung des Herrn kommt. Und es soll geschehen: wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.“ Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst - diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Den hat Gott auferweckt und hat aufgelöst die Schmerzen des Todes, wie es denn unmöglich war, dass er vom Tode festgehalten werden konnte. Denn David spricht von ihm: „Ich habe den Herrn allezeit vor Augen, denn er steht mir zur Rechten, damit ich nicht wanke. Darum ist mein Herz fröhlich, und meine Zunge frohlockt; auch mein Leib wird ruhen in Hoffnung. Denn du wirst mich nicht dem Tod überlassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Verwesung sehe. Du hast mir kundgetan die Wege des Lebens; du wirst mich erfüllen mit Freude vor deinem Angesicht.“ Ihr Männer, liebe Brüder, lasst mich freimütig zu euch reden von dem Erzvater David. Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist bei uns bis auf diesen Tag. Da er nun ein Prophet war und wusste, dass ihm Gott verheißen hatte mit einem Eid, dass ein Nachkomme von ihm auf seinem Thron sitzen sollte, hat er's vorausgesehen und von der Auferstehung des Christus gesagt: Er ist nicht dem Tod überlassen, und sein Leib hat die Verwesung nicht gesehen. Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen. Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist und empfangen hat den verheißenen Heiligen Geist vom Vater, hat er diesen ausgegossen, wie ihr hier seht und hört. Denn David ist nicht gen Himmel gefahren; sondern er sagt selbst: „Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache.“ So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat. Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird. Auch mit vielen andern Worten bezeugte er das und ermahnte sie und sprach: Lasst euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht! Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen."

Donnerstag, 24. Mai 2012

Fundstück aus den Radio-Anfängen...

Aller Anfang ist schwer...: Dieser Ausschnitt stammt aus einer Sendung der frühen DIAK-Radio-Zeit.

Priscilla und ich unterhielten uns darin über die Herkunft und Bedeutung von Redensarten. Und hatten Spaß dabei.

Aus heutiger Sicht: Ziemlich großer "Aua-Faktor"!




Fitness-Tipp

Sie fühlen sich müde, abgespannt, ausgelaugt?


Sichere Abhilfe schafft hier das zweiminütige Betrachten dieser freundlichen Kartoffel!





Montag, 21. Mai 2012

Gottesdienst vs. Trallala

Sonntagmorgen. Die Kirchgänger sitzen erwartungsvoll im Gotteshaus. Die Orgel spielt ein kurzes, eigentlich banales Intro.

Dann eine laute Stimme aus dem Off: „Und hier ist er, Euer wunderbarer, Euer außergewöhnlicher … PFARRER!“

Der Pfarrer erscheint zwar nicht, doch die Orgel setzt erneut ein, lässt ein gewaltig dröhnendes „Conquest of Paradise“ erklingen.

Nachdem die letzten Töne verklungen sind, erfüllt Nebel den Altarraum. Als er ein wenig abgezogen ist, erblicken die Kirchgänger darin ihren Pfarrer. Er reißt die Arme in die Höhe und ruft: „Guten Morgen, liebe Gemeinde.“

Tosender Applaus erfüllt die Kirche, die Gläubigen springen von ihren Bänken auf  und klatschen frenetisch.

Nach einigen Liedern, bei denen er die Gemeinde immer wieder zum Mitschunkeln auffordert, gebietet der Pfarrer den Gläubigen mit einer kurzen Handbewegung Einhalt.
Er schaut nach oben und ruft: „Hier und jetzt, in unserer Kirche,  mitten unter uns, der großartige, der einmalige, der einzigartige … GOTT!“

Wieder setzt die Orgel ein, Gott wird mit Edward Elgars monumentalem Stück „Pomp and Circumstance“ begrüßt.

Beiläufig sei hier zu erwähnen, dass Gott selbstverständlich blendend aussieht, dennoch ist auf den ersten Blick für jeden deutlich zu erkennen: Gott ist ohne Sünde, Gott ist so rein wie ein neugeborener Säugling.

Längst hält die Gottesdienstbesucher nichts mehr in den Reihen, längst tanzen sie ausgelassen auf den Bänken, werfen Konfetti, keiner schert sich auch nur einen Deut um Gott.

Dann ziehen Pfarrer und Gemeinde, „Muss i denn zum Städtele hinaus“ singend und ekstatisch mitklatschend hinaus aus der Kirche, zurück nach Hause.

Das ist nun wirklich nicht das, was ich mir unter einem Gottesdienst vorstelle, was ich von einem Gottesdienst erwarte. Wo ist das Wort, wo auch nur der kleinste Bezug zum dreieinigen Gott? Dass sich alles in einem Gotteshaus abspielte? Das kann doch nicht alles sein.

Einen derartigen Gottesdienst habe ich glücklicherweise noch nicht erlebt. Und ich hoffe von ganzem Herzen, dass es etwas Derartiges nicht gibt. Doch genau so ein Gottesdienst spielte sich vor meinem inneren Auge ab, als ich neulich ein Panflöten-Konzert besuchte. In einer Kirche.

Sollte es Ihnen gelingen, in ihrer Vorstellung die Orgel durch Musik aus der Konserve, den Pfarrer durch einen Tourmanager, den gutaussehenden Gott durch einen langmähnigen Panflötisten und die Gottesdienstbesucher durch ein Konzertpublikum zu ersetzen, dann befinden Sie sich mitten in diesem Konzert. Gut, den Bühnennebel, die Konfetti und das Tanzen auf den Kirchenbänken dürfen Sie weglassen, aber dann kommen Sie der erlebten Realität sehr nahe.

Ich habe schon viele Panflötenkonzerte besucht. Ich lauschte verzückt der Musik so brillanter, und dennoch nicht weltberühmter Panflötisten wie Constantin Motoi, Pan Bogdan oder Roman Kazak. Jeder von ihnen beweist in jedem seiner Konzerte, bei jedem einzelnen Auftritt, wie groß sein Können und seine spielerische Bandbreite sind. Unterstützt werden sie von ebenso virtuosen Pianisten.

Roman Kazak und Pianist Wladimir Steba

Pan Bogdan

Motoi, Bogdan, Kazak und Co. spielen ergreifende Volksweisen aus ihrer Heimat und klassische oder fromme Musik. Nicht selten hörte ich Franz Schuberts „Ave Maria“, das viele Zuhörer zu Tränen rührte, oder „Die Lerche“ von Anghelus Dinicus, bei der der Panflötist mit seinem Instrument und enorm viel Spielwitz das Zwitschern und Pfeifen verschiedener Vögel imitiert und sich mit dem Pianisten ein Zwitscherduell liefern kann. Auch eine verjazzte Version von Martin Luthers „Ich lag in Todes Banden“ durfte ich schon hören.

All diese Konzerte fanden in Hallen oder Sälen statt, ließen das Publikum aber durchaus mit einem Gefühl von Beseeltheit zurück.

Als allerdings Edward Simoni den Altarraum der Kirche betrat - nach Ankündigung seines Tourmanagers, der „Magier der Panflöte“ werde nun erscheinen, dauerte es noch ein geschlagenes Lied aus der Konserve - kniete er zunächst kurz vor dem Altar nieder, bevor er seine Zuhörer mit erhobenen Armen begrüßte. Die applaudierten frenetisch.

Die meisten der von Simoni gespielten Lieder waren mit mehr oder minder pompöser, schlager- oder volksmusikartiger Konserven-Musik untermalt. Der „Magier“ musste damit nicht halb so viel Leistung erbringen wie seine weniger bekannten Kollegen, die das hölzerne Instrument nicht zu einem Festival des volkstümlichen Schlagers degradierten. Easy Listening nennt man diesen Musikstil, verriet mir das Internet, und er ist  durchaus gewollt.

Gerade diesem schlageresken Klang der meisten seiner Stücke verdankt Simoni wohl aber seine Berühmtheit: Nicht ohne Grund belegte er 1991 Platz eins der ZDF-Hitparade und wurde daraufhin zum bekannten "Star".

So erinnert Simonis süßliches Melodiespiel stark an Pianist Richard Clayderman, einen weiteren Vertreter des Easy Listening. Der erlangte in den 80er-Jahren mit melodiösen, aber auch von Durchschnitts-Klavierspielern recht einfach nachzuspielenden Stücken Berühmtheit. Überrascht war ich deshalb auch nicht, als ich erfuhr, Simoni und Clayderman würden noch in diesem Jahr gemeinsam auf Tournee gehen.
Edward Simoni
Nein, ich möchte wirklich nicht, dass mich ein Musiker zum Mitklatschen bei Ludwig van Beethovens „Freude schöner Götterfunken“ auffordert, ich mag die „Air“ von Johann Sebastian Bach nicht mit Musik unterlegt, die eher zum billigen Erotikstreifen passen würde. Ich möchte „Muss i denn zum Städtele hinaus“ nicht in der Kirche hören, und ich möchte auch nicht, dass mir ein Panflötist im Gotteshaus vormacht, wie ich im Takt der Musik die Arme über den Kopf werfen und von rechts nach links und wieder zurück schwenken soll. Bitte, ich möchte das alles wirklich nicht!

Edward Simoni gebe einen großen Teil seiner Konzerte in Kirchen, erzählte mir einer seiner Mitarbeiter. Denn „das passt so wunderbar“, wie er meinte. Vielleicht, so vermute ich, kann ja der, der berühmt ist, darauf verzichten, inhaltliche Verbindungen zum Auftrittsort zu schaffen und auf solche Zusammenhänge einfach pfeifen.

Doch halt, ich will nicht ungerecht sein: Bei den wenigen Stücken, die Edward Simoni a capella spielte, spürte man deutlich, wie herrlich die Kirche, in der er auftrat, Hall wiederzugeben in der Lage ist,  und wie sie sich bereitwillig und demutsvoll als wunderschöner Klangkörper hergibt, ganz egal, ob Gotteslob oder Trallala.

Freitag, 18. Mai 2012

Regenbogen

Als ich heute Abend auf der Autobahn nach Hause fuhr, nieselte es leicht. Doch in der Ferne, dort, wohin ich unterwegs war, da war es ziemlich duster.

Auf einmal klarte der Himmel dort vorn ein wenig auf, Sonnenstrahlen brachen durch die Wolken, und da war er: ein dicker, bunter Regenbogen, der sich besonders kontrastreich vom dunklen Himmel abhob. Während ich das Kunstwerk beim Fahren bewunderte, bemerkte ich ein Parkplatzschild.

"Was für ein glückliches Zusammentreffen", dachte ich, "ich fahre kurz runter und mache ein paar Bilder." Schließlich war dieser Regenbogen wirklich ein ganz besonders schönes, farbenprächtiges und ebenmäßiges Exemplar.

Ich setzte den Blinker und fuhr auf den Parkplatz ab. Hopste aus dem Wagen, öffnete den Kofferraum und entnahm ihm meine Kameratasche. Nicht ganz! Ich wollte ihm meine Kameratasche entnehmen, indes griff ich ins Leere.

"Gestohlen!", schoss es mir durch den Kopf, schließlich habe ich die Kamera immer bei mir, wenn ich...

Da fiel es mir wieder ein: Ja, ich habe die Kamera immer dabei, wenn ich arbeite. Doch heute hatte ich frei, und darum lag die gesamte Ausrüstung zu Hause. Sollte ich mich darüber ärgern?

Kurz stellte ich mir genau diese Frage, doch dann freute ich mich lieber meiner freien Zeit und vor allem darüber, ein paar Minuten lang in aller Ruhe einen wunderschönen Regenbogen betrachten zu können. Nicht durch den Sucher einer Kamera, sondern mit bloßem Auge.

"In echt" ist so ein Regenbogen sowieso viel schöner als auf einem Foto.

Regenbogen über dem See Mývatn, Nordost-Island, 16. August 2010

Sonntag, 13. Mai 2012

Hochschwarzwälder Kirschkuchen - ein Produkttest

Auf vielfachen Wunsch hier nun die ganze Wahrheit über den "Hochschwarzwälder Kirschkuchen" - den kleinen Bruder der Schwarzwälder Kirschtorte - den ich neulich aus dem Kurzurlaub mitbrachte.

Er wiegt 200 Gramm (es gibt auch eine größere Variante) und steckt in einer Dose. Gekauft hatte ich drei Stück - zwei zum Verschenken und einen für den Hausgebrauch. So sieht die Dose aus:


Heute früh schritten wir zur Tat.

Entfernt man den Plastikdeckel, entdeckt man darunter ein blaues Puderzucker-Tütchen:


Runter damit! Und schon kann mit dem Dosenöffner zu Werke gegangen werden, um das Backwerk aus der engen Dose zu befreien:


An dieser Stelle sollten Kinder unbedingt zum Verlassen der Küche gedrängt werden. Denn beim Anheben des Dosendeckels entströmt ein so intensiver Kirschwasser-Duft der Dose, dass ungeübte Nichttrinker sofort in Vollrausch zu fallen drohen (auch ich tanzte singend und schwankend mehrere Minuten lang auf dem Küchentisch, bis das Schnaps-Aroma sich ein wenig verflüchtigt hatte).







Nun zeigt sich das Küchlein in seiner ganzen Pracht. Saftig schaut es aus, dunkelrote Kirschen lugen keck hervor.

Merken Sie sich an diesem Punkt die Anzahl der Kirschen, denn im Kuchen selbst wird sich keine weitere finden!

Jetzt endlich kommt das Puderzucker-Tütchen zum Einsatz. Bestreuen Sie den Kuchen ruhig dick mit dem süßen, weißen Pulver, es wurde reichlich mitgeliefert:


Ein Foto vom ersten Stückchen "Hochschwarzwälder Kirschkuchen" konnte leider nicht gemacht werden - es war verzehrt, bevor ich knipsen konnte. In Anbetracht zufriedener Schmatzlaute und seligen Gegrunzes stieg die Befürchtung, ich liefe Gefahr, selbst nicht in den Genuss auch nur eines Kirschkuchen-Zipfelchens zu kommen, wenn ich weiter fotografierte. Darum legte ich die Kamera beiseite. Und kostete. Einen saftig-wohlschmeckenden, nicht zu süßen Marmorkuchen.
Nur der Kirschwasser-Geschmack ist meines Erachtens ein klein wenig zu intensiv.

Aber, wer nach der Kaffeestunde nicht gerade zum ersten Date verabredet ist, braucht sich darüber wahrscheinlich keine Gedanken zu machen

Samstag, 12. Mai 2012

Dichterlesung

Kultur ist etwas Wunderbares. Ich finde ja, jeder sollte gelegentlich eine Lesung, ein Konzert, ein Theaterstück, ein Musical oder eine Ausstellung besuchen. Weil es Spaß macht, aber auch, weil es - ohne langwierige Kurse besuchen zu müssen - bildet.

Aber es gibt auch Tage, da steht einem der Sinn nach etwas völlig anderem als Kultur. Uns war gerade danach, Essen zu gehen. Uns in einer Kneipe gemütlich in die Sessel sinken und von freundlichen Kellnern bedienen zu lassen. Die Wahl fiel auf eines unserer Lieblingslokale.

Im Eingangsbereich herrschte Gedränge. Wir erfuhren, dass just an diesem unserem Essengeh-Abend eine Lyrik-Buchvorstellung stattfinden sollte. Nun ja, Lyrik war nicht wirklich das, was wir uns von diesem Abend versprochen hatten. Doch im hinteren Teil des Lokals könne man ungestört speisen, verriet uns eine Bedienung. Also ließen wir uns dort nieder.

Doch die Hoffnung, vom lesenden Poeten verschont zu sein, verpuffte im Nu. Seine Stimme war bis ins hinterste Kneipeneckchen zu vernehmen. Also freundeten wir uns notgedrungen mit unserem Schicksal an: Wir würden zum Essen Gedichte hören.

So furchtbar diese Vorstellung war, die Realität meinte es noch weniger gut mit uns. Mit monotoner Stimme trug der Dichter sich Reimendes vor. Kauen, kauen, kauen, lautete da die Devise, um nur nicht einzuschlafen.

Die Anforderungen, die an uns gestellt wurden, wurden indes bald noch härter. Der Reimeschmied hatte sich nämlich entschlossen, eine Kurzgeschichte vorzutragen. Was folgte, war einerseits fortgeschrittene Lesemonotonie - diesmal in ganzen Sätzen, dafür ohne Reime - andererseits eine Geschichte, deren völlig unerwartetes Ende bereits nach den beiden ersten Sätzen vorherzusehen war. Auch die Grammatik zählte beileibe nicht zu den Stärken des Lyrikers. Womöglich hatte er sich darum eher der Poesie verschrieben denn der Prosa.

Jetzt sollte sich ein Verslein über die Liebe anschließen. Da kann man nichts falsch machen, schoss es mir beruhigend durch den Kopf. Doch dieser Mann konnte.

„Ich habe mir vorhin Gedanken darüber gemacht, was die Liebe eigentlich ist“, verriet er.
Aha, dachte ich, erst ein Gedicht schreiben, dann über das Thema nachdenken.
„Deshalb habe ich in Wikipedia nachgesehen. Was dort steht, möchte ich Ihnen vor dem Gedicht vorlesen.“

Was Wikipedia oder der Dichter selbst von der Liebe halten, vermag ich nicht zu sagen.

Denn wir, wir verließen eilends und gänzlich unpoetisch das Lokal.
(2010)

Freitag, 11. Mai 2012

Schwarzwälder Kirchen

Ende April waren wir zu viert für knapp drei Tage im Schwarzwald. Unterwegs kamen wir auch an ein paar Kirchen vorbei...

Maria in der Zarten, die katholische Pfarrkirche in Hinterzarten:






Eine sehr schöne Orgel!








Irgendwie verstörend...


Pfarrkirche St. Nikolaus in Schluchsee:
Station „Kreuzigung“ des von Künstler Helmut Lutz aus Breisach zusammen mit Studenten eigens für diese Kirche geschaffenen Kreuzwegs. Die Stationen sind aus Lindenholz und rostigem Metall gefertigt und in Kugeln integriert.


 
Holzkreuz am Ufer des Schluchsees:


Dom in Sankt Blasien:


























Zum Abschluss keine Kirche, aber was mit Kirschen aus dem Schwarzwald:

Ein eher befremdliches Souvenir: Kirschkuchen aus der Dose...

Donnerstag, 10. Mai 2012

Hungrige Wolke

Im Januar 2011 wurde ich Zeuge, wie eine hungrige Wolke einen ganzen Berg in Nord-Island verschlingen wollte.

Ob es ihr gelungen ist? Ich schweige...


Die Sache mit Micke

Ich hatte mich sofort in Mickes Foto verliebt. Liebe auf den ersten Blick nennt man das wohl. Micke sah so gut aus, so kräftig und zugleich filigran, trug edle, sanfte Züge. Ich musste ihn einfach kennenlernen.

Zusammen mit einer Freundin fuhr ich los, dorthin, wo er angeblich zu finden war. Lange irrten wir durch das immens große Gebäude, fragten hier nach Micke und da nach Micke. Endlich gab uns jemand zumindest seine Nummer.

Als wir ihn dann endlich aufgestöbert hatten, packte mich blankes Entsetzen: Micke befand sich in äußerst desolatem Zustand. Nicht einmal stehen konnte er ohne Hilfe, es ging ihm so schlecht, dass mir fassungslos entfuhr:
 „Du bist ja wie in Deine Einzelteile zerfallen.“

Die Freundin half mir, Micke aus dem großen Gebäude herauszuholen. Wir schoben ihn auf die Rückbank des Autos, wo er die ganze Fahrt über schweigend mehr lag als saß.

Daheim konnte ich endlich das tun, wonach ich mich schon die ganze Zeit gesehnt hatte: Ich riss Micke nach allen Regeln der Kunst auf, zog ihn ohne lange zu fackeln einfach aus. Dann lag er vor mir.

Ich riet Micke ob seines desaströsen Gesamtzustandes, zunächst einmal das Unwesentliche vom Wesentlichen zu trennen, Altlasten und unnötigen Ballast loszuwerden. Fast symbolisch öffnete ich einen großen Müllsack, um das Ausgesonderte zu entsorgen. Schon das war harte Arbeit, doch nach einer kurzen Pause konnte ich damit beginnen, Micke aufzubauen. Denn er hatte ein Recht darauf, wie wir alle aufrecht zu stehen; dass er niemals würde gehen können, wusste ich zu diesem Zeitpunkt bereits.

Bei der Aufbauarbeit holte ich mir Rat aus Fachliteratur, so erfahren bin ich mit derlei Angelegenheiten schließlich nicht. Doch dann war es endlich, endlich geschafft: Micke stand vor mir, aufrecht und strahlend. Ich nahm einen Stuhl, setzte mich ganz dicht zu ihm und schaute ihn lange an und war selig. Gelegentlich streichelte ich zärtlich über seine glatte Haut.

Als ich nach einer kurzen, aber glücklichen Nacht neben Micke erwachte, dachte ich zufrieden seufzend: „Ja, der Schreibtisch Micke sieht wirklich ganz genau so aus wie im Ikea-Katalog.“